HOSEA & GOMER - EINE GANZ BESONDERE LIEBESGESCHICHTE
- annemarieschmidt
- 14. Mai 2017
- 4 Min. Lesezeit

Bibellesen ist immer so eine Sache. Man hat keine Lust, aber irgendwie weiß man auch, dass man es tun sollte... Ich muss mich immer dazu zwingen, die Bibel aufzuschlagen und zu lesen. Wenn ich es schaffe, dann entscheide ich mich meistens für ein Buch aus dem Neuen Testament. Johannes, 1. Korinther oder Apostelgeschichte. Das Alte Testament scheint mir ein wenig zu langweilig bis auf wenige Bücher. Lauter Propheten, die von Unheil, Bestrafung und Vernichtung reden. Warum sollte ich diese Bücher lesen? Doch seit ich vor kurzem begonnen habe, mit ein paar Freunden ein Buch aus dem Alten Testament zu lesen und zu studieren, hat sich meine Meinung geändert. Ich möchte euch von einem ganz besonderen und spannenden Buch erzählen: Hosea
Die Ausgangssituation ist diese: Wie so oft im Alten Testament hat Israel mal wieder gesündigt und sich von Gott abgewandt. Da kommt der Prophet Hosea, der das Volk zurück zu Gott führen soll. Aber im Gegensatz zu anderen Propheten gibt Gott Hosea nicht nur Botschaften. Nein, er nutzt Hoseas Leben um zu demonstrieren, was Israel getan hat und dass es zurück zu Gott kehren soll.
Gott gibt Hosea den Auftrag, eine Prostituierte zu heiraten. Ihr Name ist Gomer. Die beiden haben drei Kinder: Jezreel (Gott wird etwas sähen), Lo-ruhamah (nicht geliebt) und Lo-ammi (nicht mein Volk). Ich muss sagen, dass sind schon ziemlich krasse Namen für Kinder. Aber die Namen der Kinder sind gleichzeitig eine Botschaft für Israel.
Hosea gibt seiner Frau alles, was sie zum Leben braucht und er behandelt sie gut. Doch sie geht zurück in die Prostitution. Gott nutzt dieses Ereignis um Israel sein Verhalten zu zeigen, denn wie Gomer hat Israel sich von Gott abgewandt und gesündigt.
Gott gibt Hosea den Auftrag seine Frau zu suchen und sie wieder zurück zu nehmen. Theoretisch gesehen hat Hosea jedes Recht Gomer zu steinigen, da sie die Ehe gebrochen hatte. Aber das tut er nicht. Er geht los und sucht sie. Er geht in jene Viertel der Stadt, in denen niemand gesehen werden will. Und schließlich findet er sie. Er will sie mitnehmen, aber sie ist schon im Besitz anderer Männer. Also muss Hosea sie kaufen. Gomer, seine Frau, die sowieso schon ihm gehört. Aber sie ist ihm nicht zu schade, also bezahlt er den Preis. Er nimmt sie und begleitet sie nach Hause. Dort verbietet er ihr Beziehungen zu anderen Männern, aber er enthält sich ihr auch selbst, um ihr Zeit für innere Heilung zu geben. Denn Gomer ist ein einziges Chaos. Sie kennt nur Leid, Verachtung und Gewalt. Sie kann nicht verstehen, dass Hosea sie liebt und nur das Beste für sie will. Vielleicht denkt sie, dass er genauso ist wie alle anderen Männer. Doch Hosea liebt seine Frau und trotz allem nimmt er sie wieder auf.
Ich liebe diese Geschichte. Sie erzählt von bedingungsloser Liebe und Vergebung und ist für mich eine der schönsten Liebesgeschichten der Bibel, obwohl sie nicht sehr bekannt ist. Im Vordergrund geht es natürlich um Hosea und Gomer, sowie Gott und Israel, aber wenn man genauer hinschaut, erkennt man, dass die Geschichte auch etwas mit Gott, bzw. Jesus und uns zu tun hat.
Im Grunde genommen sind wir alle wie Gomer. Wir sind wie eine Prostituierte, die ständig von ihrem Ehemann wegläuft. Wir wissen, dass Gott für uns das Beste im Sinn hat und es uns gut geht. Doch dann sehen wir etwas Verlockendes und denken. „Das sieht aber toll. Das ist bestimmt viel besser. Das muss ich mal ausprobieren.“ Und schon sind wir weg und sündigen. Wir wenden uns von Gott ab und rennen fort. Doch Gott liebt uns und ja, es tut ihm weh, aber er macht sich auf um uns zu suchen. Er sucht uns in den finsteren Winkeln unseres Lebens, da, wo es uns peinlich ist gesehen zu werden. Und er nimmt uns in seine Arme und holt uns zurück nach Hause. Meistens bereuen wir selbst ja, was wir getan haben. Das ist gut, denn Gomer war es wahrscheinlich egal. Vielleicht tat es ihr nicht einmal leid.
Gott nimmt uns immer wieder auf. Und der Preis, den er vor langem bezahlt hat, war Jesus, sein Sohn. Der höchstmögliche Preis, ein Leben. So viel sind wir ihm wert. Wir sündigen, wir verhalten uns wie eine Prostituierte und wir denken, dass Gott nun eigentlich genug von uns haben müsste. Und doch liebt er uns mit einer bedingungslosen Liebe, die wir uns nicht vorstellen können. Er zwingt uns nicht in eine Beziehung mit ihm, sondern er lädt uns ein. Denn wie viel schöner ist eine Beziehung aus freiem Willen heraus, als eine erzwungene Beziehung?
Wenn ich so darüber nachdenke, merke ich, wie sehr Gott mich wirklich liebt und wie sehr ich ihm bedeute. Ich weiß, ich bin nicht würdig und ich kann es Gott nie zurück zahlen. Ich kann meine Sünden nicht gut machen, denn er hat soviel mehr für mich getan. Das Einzige, was ich tun kann, ist ihn zu lieben, ihm mein Leben zu geben und ihm zu folgen. Und das ist alles was Gott möchte.
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